Larissa von Schwanenflügel: Non-formale Zugänge zu Bildung im Kontext von Jugendarbeit

Partizipation

... als aktive Einflussnahme, Beteiligung, Mitwirkung in Institutionen, im öffentlichen Raum, in informellen Netzwerken, in der Lebenswelt, in Politik...


„Ja, ich denk
e auch, dass er die Wünsche von Jugendlichen nicht so ernst nimmt, wie die von Erwachsenen. – Warum sollte das sein? – Ja, der OB denkt, wir hängen da (Skaterpark) ab und machen Scheiße.“





Gegenstand und zentrale Fragestellung

Was macht Beteiligungsmöglichkeiten der Jugendarbeit für (benachteiligte) Jugendliche attraktiv, welche Motive haben sie sich zu beteiligen, welchen subjektiven Nutzen oder Ertrag sehen sie für sich darin und was bedeutet ihnen die Beteiligung an einem Projekt, in der Jugendarbeit?

Inwieweit wirken sich die Erfahrungen und Erkenntnisse die (benachteiligte) Jugendliche dort machen (positiv) auf andere Lebensbereiche aus?


Hintergrund

Die Pluralisierung und Entstandardisierung von Lebensläufen geht mit einer Individualisierung von sozialen Risiken einher. Gesellschaftliche Normen und Interessen verlieren ihre Allgemeingültigkeit und müssen zunehmend von den Beteiligten ausgehandelt werden. Dies verlangt stetige (Neu-)Orientierungs-, Neuverortungs- und Reflektionsprozesse, was entsprechende Ressourcen und Kompetenzen voraussetzt, die unterschiedlich verteilt sind und daher zu einer Spaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer führt.

Partizipationsprozesse ermöglichen auf der einen Seite die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und erhöhen die Chance und Fähigkeit aktiv Einfluss zu nehmen. Zugleich finden hier in hohem Maße Bildungsprozesse statt –  z.B. werden immer neue Prozesse der Orientierung und Reflektion durchlaufen.

Partizipationsangebote und –möglichkeiten erreichen in der Regel eher die 'besser gebildeten' Jugendlichen, so genannte 'benachteiligte' Jugendliche dagegen schwer. Letztere finden – wenn sie partizipieren – am ehesten in der Jugendarbeit hierzu Zugang. Damit rückt Jugendarbeit als Ort non-formaler Bildung in den Blick. Wenn es Jugendarbeit gelingt Partizipationsprozesse zu ermöglichen und Partizipation Jugendlicher sicher zu stellen, könnte dies eine Brücke zu Teilhabe im Bereich von Schule und Ausbildungsmarkt oder im Bereich (kommunal)politischer Partizipation herstellen.


Theoretische Fragestellungen, die hierbei berührt werden

  1. Was bedeutet Teilhabe aller in einer sich wandelnden, pluralisierten und individualisierten Gesellschaft? Wie kann sie sicher gestellt werden – gerade vor dem Hintergrund ungleich verteilter Ressourcen?

  2. Was bedeutet Partizipation in Biographien Jugendlicher bzw. unter welchen Bedingungen wird sie biographisch relevant?

  3. Welche Rolle spielen dabei sozialräumliche Ansätze, d.h. Partizipation an Orten, die im Alltag Jugendlicher relevant sind, anstatt im Rathaus?

  4. Welche (non-formalen) Bildungsprozesse laufen ab, wenn Jugendliche sich engagieren? Inwieweit setzen Bildungsprozesse gleichzeitig Partizipation voraus?

  5. Welche Rolle spielt die Jugendarbeit als sozialraumorientierter Ansatz non-formaler Bildung für die Partizipation Jugendlicher?


Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es

  1. zentrale Dimensionen formulieren zu können, die Partizipationsprojekte und Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche attraktiv machen und die sie daher eher erreichen.

  2. zu beleuchten, inwieweit sich das, was Jugendliche im Rahmen von Beteiligungsprozessen erfahren und an Fähigkeiten erwerben, positiv auf andere Lebens- und Bildungsbereiche auswirkt, also z.B. auf ihre schulische Bildungskarriere, ihren Übergang in die Arbeit und/oder ihre Bereitschaft sich an Initiativen im Gemeinwesen zu beteiligen.


Mehr zu Larissa von Schwanenflügel

Email: schwanenfluegel.larissa@fb4.fh-frankfurt.de

 
Nachwuchsforschungsgruppe „Durchlässigkeit und Chancengleichheit in der Bildungspolitik“